Mit allen Wassern gewaschen

  1. Januar 2021- So hat man unsere Gebiete schon lange nicht mehr gesehen. Die Salz wird zum reißenden Fluss, in Bracht und Reichenbach ist es nur noch ungefähr möglich, den wahren Verlauf der uns doch normalerweise so bekannten Bäche abzuschätzen und während man an einigen Orten noch Sirenen heulen hört, fragt man sich in Büdingen schon, ob man etwas vertauscht hat und stattdessen mitten in Venedig steht. Der normale Alltag in vielen Städten und Gemeinden scheint aus den Fugen zu geraten und dieses Mal sogar ganz ohne Corona. 

Am Freitagmorgen wache ich auf und wo auch immer ich hinsehe, glaube ich kaum, dass hier von unseren bescheidenen Bachläufen die Rede ist. Mein erster Blick richtet sich auf das Tal von Birstein und dabei frage ich mich, ob ich noch träume. Ein matschiger und schneller Fluss schlängelt sich um Bäume und über Wiesen und sogar Stromschnellen bilden sich. Ich schaue auf mein Handy und egal, wohin ich sehe, es gibt an diesem Tag kaum andere Informationen, als Bilder über Bilder von imposant wirkenden Wassermengen überall im Umkreis. Ich möchte meinen Tag beginnen, werde aber durch die Meldung im Radio abgelenkt, die von Sperrungen auf allen möglichen Straßen und in den dazugehörigen Siedlungen, berichten. Und obwohl ich genau hinhöre, verstehe ich dennoch nicht alles. Klar, im Hintergrund heult ja auch die Sirene, die die Feuerwehr zu den kuriosesten Einsätzen ruft. Schaut man die Nachrichten, findet man seine gewohnten Landstriche, die zu einem von Unmengen an Wasser überfluteten See geworden sind. Fenster können teilweise nicht mehr geöffnet werden, da andernfalls das Wasser das Sofa erobert und die Keller betritt man am besten gar nicht mehr. Bäche und Flüsse treten dermaßen über ihre Ufer, dass die Brücken über sie nicht mehr befahrbar sind und in Geschäften in der Nähe von Flüssen wird verzweifelt daran gearbeitet, andere Dienstleistungen als Badestätten anbieten zu können. Manche Einrichtungen, wie z.B. Altenheime, müssen teilweise sogar evakuiert werden, da das Wasser das Gewohnte und Lebensnotwendige dort in Beschlag nimmt. 

Man fragt sich vielerorts, wie man diese heftigen Überschwemmungen in den Griff bekommen soll. Baumärkten ist es in den kommenden Tagen erlaubt zu öffnen, sodass man wenigstens ,,erforderliche Materialien zur Bekämpfung des Hochwassers und dessen Folgen“ erlangen kann, so zum Beispiel eine Meldung vieler Städte. Und aus Bürgerreihen hört man immer wieder von einem gewissen Gefühl der Entlastung, da es doch noch andere Themen als Corona zu geben scheint. Aber Spaß bei Seite, die Hochwasser haben vielen Menschen das Leben zusätzlich sehr erschwert und einige kommen so sehr an ihre Grenzen, dass sie Hilfen benötigen. Deshalb ist an dieser Stelle ein großer Dank an all die teilweise sogar ehrenamtlichen Helfer der Feuerwehr, des Roten Kreuzes und aller anderen Organisationen, sowie an jegliche hilfsbereite Privatpersonen auszusprechen.  

Aber wie kommt es plötzlich zu dieser kleinen Katastrophe? Entscheidender Faktor ist hierbei der Regen, der schon seit der Nacht von Donnerstag auf Freitag auf unsere Dächer prasselt. Das Regenwasser fließt von überall her in die Täler, wo die Flüsse liegen. Dazu kommt schließlich maßgeblich auch noch der Schnee, der taut. Schneemassen von dieser Menge hat es Jahre lang nicht mehr gegeben und nun taut der je nach Region teilweise sogar einen Meter hohe Schnee im wahrsten Sinne des Wortes von heute auf morgen weg. Grüne Wiesen beehren uns nun wieder mit ihrem Bild und der Schnee fließt größtenteils als Wasser über sie hinweg in die Bäche. Gerade auf den extrem von Schnee bedeckten Bergen, wo viele fließende Gewässer entspringen, war in dieser Nacht das große Tauen angesagt, sodass diese Bäche schon enorm geschwollen in unseren Lagen ankommen.  

Und wenn wir diese Bilder der Wetter- und Naturerscheinung nun Revue passieren lassen, wird dem einen oder anderen ein Déjà-vu widerfahren. Hat das letzte Jahr mit all den Kuriositäten nicht auch mit einem solchen Naturereignis begonnen? Wie oft hörte man letztes Jahr Anfang Februar doch von Sturm ,,Sabine“, der erhebliche Einschränkungen der Mobilität hervorrief? Allerdings sollten wir das alles am besten als Zufall sehen. Und möglicherweise hängen die ausgefallenen Flüge und das extrem minimierte Reisen im Zuge der Coronamaßnahmen im letzten Jahr sogar mit diesem unberechenbaren Wetter im Moment zusammen. Vielleicht ist das ein Zeichen einer Klimaveränderung. Vielleicht ist es auch nur Zufall. Aber wie heißt es so oft …  

Das ist wieder eine andere Geschichte! 

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